Free/Libre Open Source Software (kurz: FLOSS) ist aus Hard- und Softwareprojekten nicht mehr wegzudenken. Viele komplex programmierte Programme sind dadurch schnell, kostenlos und für jeden zugänglich. Seit netscape in den 90er Jahren den Anfang machte und das erste Mal Quelltext zu einer Software frei zugänglich machte, zogen immer mehr Privatpersonen und Unternehmen mit der Veröffentlichung nach. Heute gibt es zu sämtlichen Anwendungszwecken freie Software. Der VLC Media Player, Firefox, oder GIMP sind hier bekannte Beispiele. Doch was Sie als Privatperson einfach und ohne ein großes Risiko nutzen können, gestaltet sich schnell kompliziert, sobald Sie die FLOSS Produkte gewerblich einsetzen. Wenn Sie ein solches Produkt in Ihre Hard- oder Software integrieren wollen, gilt es, die Lizenzbedingungen der Programme genauestens zu kennen und zu beurteilen.

Unrechtmäßige Verwendung von Free Open Source Software

Wo lauern Risiken, wenn freie Software gewerblich genutzt wird? Wir gehen im Weiteren darauf ein, was es bei der Einbindung in eigene Produkte zu beachten und zu bedenken gibt.

Folgender Fall ereignete sich: Ein Elektronikgerätehersteller integriert in sein Produkt die weit verbreitete Berkely-Datenbank (Berkely DB), bei der es sich um eine Datenbank-Software handelt.

Die Software ist 1991 an der University of Berkeley entstanden und wird seitdem ständig von engagierten Entwicklern weiterentwickelt. In dieser Qualität könnte der Elektronikgerätehersteller keine eigene Software entwickeln. Open Source Programme unterliegen hohen Standards und sind gut dokumentiert. Das wird unter anderem durch die Offenlegung des Quelltextes erreicht.

Nun gibt es bei der kommerziellen Nutzung besondere Lizenzbedingungen für Free Open Source Software, bei der genau festgehalten ist, unter welchen Bedingungen die Software frei verwendet werden darf. In diesem speziellen Fall wird die Berkeley Datenbank mit den Lizenzbedingungen namens Sleepycat verwendet, in denen festgehalten ist, dass sämtlicher Quellcode, also auch der Code, in dessen Umgebung der freie Code eingebunden wird, offen gelegt werden muss.

Interessenkonflikt zwischen der Open Source Community und eines gewerblichen Verkäufers

Bei der kommerziellen Nutzung ist das seitens des Unternehmens natürlich nicht erwünscht. Es hat kein Interesse daran, seinen selbst entwickelten, für ein spezifisches Hard- oder Softwareprodukt gültigen Code, offenzulegen. Damit würden auch alle anderen Marktteilnehmer auf den Code Zugriff erhalten und das Produkt wäre nicht mehr einzigartig.

Es gibt eine umfangreiche Liste von Lizenzen zu FLOSS. Bei vielen Produkten kommen mehrere Lizenzen zum Tragen, was eine genaue Kenntnis und Prüfung erforderlich macht.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Lizenzbedingungen beachten

In unserem Beispiel hat der Hersteller für einen bestimmten Kunden Software von Drittanbietern in das Produkt eingearbeitet. Es wurden mehrere Lizenzen identifiziert und eingehalten. Doch in den Lizenzbedingungen kann man nachlesen, dass es bei Änderungen der Drittsoftware unter Umständen notwendig wird, den gesamten Quellcode zu veröffentlichen.

Immer wieder kommt es beim Einsatz von FLOSS zu unbeabsichtigten Urheberrechtsverletzungen, weil das Einhalten der Lizenzen komplex und unübersichtlich ist.

Wie kann der Elektronikhersteller nun agieren?

Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Berkeley-Datenbank ist unrechtmäßig in Verwendung. Passiv zu verharren, hieße, Sie scheuen sich davor, Ihre Risiken zu managen. Wir wollen Ihnen zwei Handlungsalternativen vorstellen, die aufzeigen, wie der Elektronikhersteller agieren könnte.

Folgende Optionen stehen zur Auswahl:

A)   Der Elektronikhersteller geht offensiv auf den Eigentümer der Berkeley DB (Oracle) zu und strebt eine Einigung an. Es werden Lizenzgebühren in noch unbekannter Höhe anfallen.

B)   Sie sind sich über Ihre Verletzung der Lizenzbedingungen bewusst. Sie fangen jetzt an, Rückstellungen zu bilden, für den Fall, dass es auffliegt.

C)   Man offenbart die Informationen, die man offenbaren möchte, veröffentlicht aber nicht den Source Code der eigenen Software.

Unserer Einschätzung nach sollten Sie von Option C absehen. Denn falls die lizenzwidrige Benutzung bekannt werden würde, könnten Sie schlecht behaupten, dass Sie die Lizenzbedingungen nicht gekannt und eine Lizenzverletzung unbeabsichtigt war.

Ob Sie Option A wählen, ist abhängig davon, ob Sie sich in der Lage sehen, das nötige „Kleingeld“ an Oracle zu bezahlen.

Option B kann ein akzeptabler Kompromiss sein. Nach einer uns bekannten Studie einigen sich die zwei Parteien sogar in 98 Prozent der bekannt gewordenen Fälle.

Fazit: Free Open Source Software – Trotz der Risiken eine gute Wahl?

Bei der Softwareentwicklung kommen Sie heute nicht mehr am Thema Open Source vorbei. Bei einigen Programmen ist die Open Source Variante sogar bereits Marktführer (z. B. Apache) – und der Trend geht weiter in diese Richtung.

Die Vorteile von Free Open Source Software liegen auf der Hand:

  • wird laufend weiterentwickelt (jedoch keine Garantie)
  • meist bringen sich engagierte und qualifizierte Entwickler in das Projekt ein
  • sind gut dokumentiert
  • unterliegen hohen Standards

Es ist jedoch leichtsinnig zu glauben, dass die freien Versionen immer problemlos zum Einsatz kommen können.

Die Nachteile von Free Open Source Software:

  • Es erfordert teilweise einen hohen Aufwand, die Lizenzbestimmungen genauestens zu kennen.
  • Bei einigen Lizenzen muss der komplette Quelltext veröffentlicht werden.

Vor der gewerblichen Verwendung gilt daher zu klären, welche Lizenzbedingungen vorliegen und wie diese sich z. B. bei der Änderung des Quellcodes verhalten. Auch ist es sinnvoll, sich vorher zu informieren, welche Kosten durch eine käufliche Lizenz auf Sie zu kommen können.

FLOSS Produkte verbreiten sich immer weiter. Sie bieten einen hohen Nutzen und ermöglichen Lösungen schneller, günstiger und teilweise besser, als dies proprietäre Software leisten könnte. Seien Sie sich aber der Lizenzbestimmungen bewusst, denn nur unter Einhaltung dieser können Sie Ihren Nutzen aus den freien Software Lösungen ziehen.

 

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