Wer in einem mittelständischen Unternehmen heute noch glaubt, dass Informationssicherheit nur „was für die Großen“ ist, der hat entweder sehr gute Anwälte – oder bald sehr hohe Rechnungen auf dem Tisch.
Denn ob DSGVO, NIS2 oder IT-Sicherheitsgesetz 2.0: Die Anforderungen sind kein netter Leitfaden, sondern knallharte Pflichten. Und Verstöße? Die räumen nicht nur Ihr Bankkonto leer, sondern auch Ihr Vertrauen am Markt.

Die wichtigsten Gesetze – kurz und schmerzlos erklärt

DSGVO – Datenschutz-Grundverordnung

EU-weit gültig. Verlangt, dass personenbezogene Daten technisch und organisatorisch geschützt werden. Verstöße? Bis zu 20 Mio. € oder 4 % vom Jahresumsatz.
Pflicht für jedes Unternehmen, das Kundendaten, Mitarbeiterdaten oder sonstige personenbezogene Infos verarbeitet – also so ziemlich alle.

NIS2 – EU-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit

Der große Bruder der alten NIS-Richtlinie. Erweitert den Kreis der verpflichteten Unternehmen massiv – auch viele KMU aus Energie, Transport, Gesundheitswesen, digitaler Infrastruktur oder öffentlichen Sektoren sind jetzt dabei.
Pflicht: Risikoanalysen, Sicherheitsmaßnahmen, Vorfallmeldungen innerhalb 24/72 Stunden, Absicherung der Lieferketten.
Bußgeld: bis zu 10 Mio. € oder 2 % vom Umsatz – plus persönliche Haftung der Geschäftsleitung.

IT-Sicherheitsgesetz 2.0

Deutsches Gesetz, das vor allem Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) und bestimmte digitale Dienste in die Pflicht nimmt.
Vorschrift: „Stand der Technik“ bei IT-Sicherheit, Meldung von Störungen ans BSI, Sicherheitsnachweise.
Bußgelder: bis 2 Mio. €, im KRITIS-Bereich auch Betriebseinschränkungen.

TTDSG – Telekommunikation-Telemedien-Datenschutzgesetz

Das „Cookie-Gesetz“ – regelt den Datenschutz bei Websites, Apps und Telekommunikation.
Pflicht: Einwilligung für Tracking, sichere Übertragung (TLS), datenschutzfreundliche Voreinstellungen.
Strafen: bis zu 300.000 € pro Verstoß – und Abmahnungen durch Wettbewerber.

BSI

Regelt die Aufgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Für KRITIS-Betreiber verbindlich, für alle anderen Unternehmen empfehlenswerter Mindeststandard.
Bei Nichtbeachtung: Anordnungen, Bußgelder bis 100.000 €.

Gesetze sind keine Empfehlungen

Die EU hat nicht monatelang an der DSGVO gefeilt, damit Sie sie in der Schublade verstauben lassen. Gleiches gilt für NIS2: Hier werden Meldepflichten, Risikomanagement und Lieferkettensicherheit zur Pflicht.
Das Mantra „Wir sind zu klein, das betrifft uns nicht“ hat ausgedient – NIS2 zieht KMU in vielen Branchen jetzt direkt in die Verantwortung.

Umsetzung heißt: Prozesse schaffen, nicht PDFs abheften

Informationssicherheit lebt nicht von einem hübsch formatierten Ordner im Schrank.
Um gesetzeskonform zu sein, brauchen Sie:

  • Technische Schutzmaßnahmen: Verschlüsselung, Multi-Faktor-Authentifizierung, Patch-Management.
  • Organisatorische Maßnahmen: klare Rollen, Meldewege für Sicherheitsvorfälle, Schulungen.
  • Nachweise: Dokumentieren Sie, was Sie tun – sonst gilt es vor Gericht als nicht geschehen.

Folgen bei Nichtbeachtung – Spoiler: Es wird teuer

Neben den oben genannten Bußgeldern drohen:

  • Schadenersatzforderungen von Kunden
  • Verlust von Geschäftsbeziehungen und Ausschlüssen aus Lieferketten
  • Persönliche Haftung von Geschäftsführern
  • Massive Reputationsschäden – oft teurer als die eigentliche Strafe

Die häufigsten Ausreden – und warum sie nicht zählen

  • „Wir haben keine sensiblen Daten“ – falsch. Selbst die E-Mail-Adressen Ihrer Kunden sind personenbezogene Daten.
  • „Unser IT-Dienstleister kümmert sich darum“ – schön, aber die Verantwortung liegt rechtlich immer bei Ihnen.
  • „Bisher ist nichts passiert“ – Gratulation, Sie fahren ohne Sicherheitsgurt und hoffen auf keine Kurve.

Der Weg zur Compliance – ohne sich in Bürokratie zu verlieren

  1. Der Einstieg beginnt mit einer ehrlichen Standortbestimmung: Welche Systeme, Prozesse und Daten gibt es überhaupt, und wie gut sind diese heute geschützt? Nur wer seine Ausgangslage kennt, kann Prioritäten setzen.
    Darauf folgt eine fundierte Risikoanalyse. Sie zeigt auf, welche Schwachstellen existieren und welche rechtlichen Vorgaben besonders relevant sind. Dabei geht es nicht nur um IT-Themen, sondern auch um organisatorische Abhängigkeiten, Lieferantenrisiken oder fehlende Meldewege.
  2. Aus den Erkenntnissen leitet sich die Umsetzung der Pflichtmaßnahmen ab: Firewalls, Patch-Management und Verschlüsselung gehören genauso dazu wie klare Rollen und Verantwortlichkeiten. Unternehmen tun gut daran, sich an etablierten Standards wie ISO 27001 oder BSI-Grundschutz zu orientieren – das gibt Struktur, sorgt für Vergleichbarkeit und erleichtert Nachweise bei Audits.
  3. Ein zentraler Erfolgsfaktor sind Schulung und Sensibilisierung. Technik kann viel abfangen, aber ein unbedachter Klick eines Mitarbeiters reicht für einen Vorfall. Kontinuierliches Training, realistische Phishing-Simulationen und eine Kultur, in der das Melden von Fehlern erlaubt ist, machen den entscheidenden Unterschied.
  4. Und schließlich: Regelmäßige Überprüfung und Weiterentwicklung. Gesetze wie NIS2 und das IT-Sicherheitsgesetz entwickeln sich weiter, genauso wie Angriffsmethoden. Wer seine Maßnahmen nicht überprüft und anpasst, fällt schnell wieder zurück. Ein internes oder externes Audit ist hier kein „Papiermonster“, sondern das Steuerungsinstrument, um den Kurs zu halten. 

Fazit

Informationssicherheit ist weit mehr als das Einhalten von Gesetzen – sie ist ein Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Wer frühzeitig investiert, schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch Stabilität in Prozessen und Lieferketten.

Statt sich von regulatorischem Druck treiben zu lassen, können Unternehmen aktiv gestalten: Sie zeigen Kunden, Partnern und Mitarbeitern, dass sie Verantwortung übernehmen – und heben sich damit positiv vom Wettbewerb ab. Informationssicherheit wird so vom „Pflichtprogramm“ zum echten Qualitätsmerkmal.

Kurz gesagt: Jede Maßnahme, die heute getroffen wird, zahlt doppelt zurück – in Form von Vertrauen, Verlässlichkeit und einem klaren Vorsprung im Markt. Compliance ist damit nicht das Ziel, sondern die Basis, auf der nachhaltiger Erfolg entstehen kann.

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