Sind Veränderungen „das Normale“?
Und sind Veränderungen eine Herausforderung für das Qualitätsmanagement?

Zahlreiche Unternehmen befinden sich in einer grundlegenden Transformation. Manch einer spricht sogar von Disruption. Der Begriff VUKA-Welt beschreibt anschaulich die aktuelle Situation, in der sich zahlreiche Organisationen und Unternehmen befinden.

VUKA (englisch VUCA) beschreibt eine Welt, die durch foglende Punkte gekennzeichnet ist:

  • Volatilität (volatility),
  • Unsicherheit (uncertainty),
  • Komplexität (complexity) und
  • Ambiguität/Ambivalenz (ambiguity).

In allen Lebensbereichen und Branchen erleben wir, dass die Anzahl an Veränderungen und die Geschwindigkeit mit der diese einhergehen enorm zugenommen hat. Diese Dynamik von Veränderungen stellt auch das Qualitätsmanagement vor zahlreiche neue Herausforderungen. So dürfte es nicht verwundern, wenn die Wirksamkeit des Qualitätsmanagements stagniert bzw. abnehmend ist. Unterschiedlichste Ursachen, wie beispielsweise zu geringe Akzeptanz oder mangelndes Bewusstsein für gelebtes Qualitätsmanagement dürfte unter anderem ein Auslöser sein.

Stabilität vs. VUKA

Das herkömmliche Qualitätsmanagement beruht auf stabilen Prozessen sowie wiederkehrenden und gleichbleibenden Abläufen. Das mag bei Herstellprozessen von Produkten mit hoher gleichbleibender Stückzahl angemessen sein. Hier können normative Regelungen und Standards sehr gut angewendet werden. Bei hohen Stückzahlen mit Losgröße gegen Eins ist das nicht mehr so leicht handhabbar.

In der VUKA-Welt ruft diese Kontinuität und Stabilität Schwierigkeiten hervor. Denn Unternehmen, die es nicht gelernt haben, mit Veränderungen adäquat umzugehen, können diesen schnellen Veränderungsdrang nicht meistern.

Die Unternehmenskultur prägt die Organisationen und damit auch die Qualität.

Es wird oft übersehen, dass Störungen oder problematische Ausprägungen der Unternehmenskultur häufig die Ursache von Fehlern sind, unabhängig davon ob es sich dabei um prozessuale oder technische Fehler handelt. Qualitätsmanager tun sich meist schwer mit organisationalen Veränderungen, da ihnen oftmals Methoden und Werkzeuge hierfür fehlen bzw. nicht bekannt sind.

Dem Qualitätsmanagement muss es zukünftig gelingen mit angemessenen Instrumente idealerweise in interdisziplinären Teams die Unternehmenskultur als zentralen Einflussfaktor zielgerichtet weiter zu entwickeln. Es gibt Fachbereiche in der Organisation, die prädestiniert sind für das Thema Personalentwicklung, oder für die Identifikation und Bewertung von Risikoszenarien, oder die Entwicklung von neuen Lösungsansätzen.

Das bedeutet Veränderungen auch für das Qualitätsmanagement. Die Beteiligten im Qualitätsmanagement müssen beginnen aus ihrem Fachbereich auch in andere Disziplinen vorzustoßen und mit den dort etablierten Experten zusammenzuarbeiten. Damit Qualitätsmanagement den neuen Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung gerecht wird, die Wirksamkeit des Qualitätsmanagements sich verbessert, Mitarbeiter mehr Qualität einbringen und Menschen mehr Qualität erhalten und die Akzeptanz für Qualitätsmanagement steigt.

Denkanstösse

Die folgenden Denkansätze sollen helfen:

  1. Qualitätsmanagement muss den Fokus auf den geregelten und strukturierten Umgang mit Veränderungen setzen.
  2. Qualitätsmanagement muss fachbereichsübergreifend agieren und alle Disziplinen in der Organisation mit einbeziehen.
  3. Qualitäts- und Innovationsmanagement müssen gemeinsam entwickelt und ausgestaltet werden.
  4. Qualitätsmanagement muss die Menschen mit ihren Erwartungen und Anforderungen in den Mittelpunkt stellen.
  5. Qualitätsmanagement und Organisationsentwicklung gehen Hand in Hand und gestalten die Veränderungskultur in einem Unternehmen.
  6. Fachlichkeit und Infrastruktur sind wichtige Aspekte der Organisation, reichen aber nicht aus um Veränderungen im Unternehmen zu kompensieren.

Fazit

Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet ja. Der Umgang mit Veränderungen ist normal. Tagtäglich müssen wir uns auf Neuerungen einstellen. Nicht nur das einzelne Individuum, sondern auch ganze Organisationen und Unternehmen. Folglich muss auch das Qualitätsmanagement in dieser Hinsicht lernen, flexibler, schneller, angepasster und zeitgemäßer zu sein.

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