Glöckner & Schuhwerk diskutiert mit Experten aus der Region Nordschwarzwald zum Thema „Autonomes Fahren – Chancen und Risiken für die regionale Wirtschaft“.

Am 07.02.2017 trafen sich Unternehmer und Vertreter der regionalen Wirtschaft in der IHK Nordschwarzwald zur Podiumsdiskussion im Rahmen des Wirtschaftsforum Nordschwarzwald 2017.

Unter der Moderation von Uwe Bettendorf, Moderator des Südwestrundfunk (SWR) und Redakteur in der SWR-Hörfunkredaktion „Wirtschaft & Soziales“, diskutierten Marcel Queren von der Robert Seuffer GmbH & Co. KG, Executive Vice President des Geschäftsbereich Automative HMI (Human Machine Interface) und Sensorik, Dr. Michael Frey vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Fahrzeugsystemtechnik und Teammitglied des Konsortiums zum Testfeld „Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ und Alexander Glöckner von der Glöckner & Schuhwerk GmbH aus Karlsruhe, Berater für Unternehmens- und Qualitätsmanagement mit Fokussierung auf den IT-Bereich, Risk Manager und externer Datenschutzbeauftragter.

Wo steht das Projekt Testfeld Autonomes Fahren in Baden-Württemberg?

Das Testfeld wird zur Zeit durch die Konsortialpartner aufgebaut. Deren Vertreter besuchen derzeit andere Testfelder, z. B. in Braunschweig, und wollen im kommenden Juni die Mobility Transformation City in Michigan/USA besuchen, sagte Dr. Frey. Ebenfalls werden zur Zeit technische Lösungen evaluiert, um beispielsweise Ampelanlagen aufzurüsten. Das Testfeld muss Informationen darüber liefern, ob das autonome Fahrzeug sich richtig bzw. „wie erwartet“ verhalten hat. Schließlich muss nicht nur das Fahrzeug erforderliche Sensorik zur Verkehrsüberwachung an Bord haben, sondern auch die Infrastruktur Informationen über die sich im Testfeld bewegenden Fahrzeuge sammeln. Voraussichtlich werden auch Kamerasysteme installiert, um bestimmte Verkehrsknotenpunkte zu überwachen.

Zum jetzigen Zeitpunkt, so Dr. Frey, kann aber noch keine Aussage über die endgültige Installation der Straßenverkehrsinfrastruktur getroffen werden. Man befinde sich in der Phase der Anforderungsanalyse für das Testfeld.

Wem nutzt das Testfeld?

Im Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF-BW) sollen jene Unternehmen testen, die keine eigene Teststrecke wie beispielsweise die großen Fahrzeughersteller haben. Laut Dr. Frey ist es erklärtes Ziel, nach der Übergabe des Testfeldes an die Betreibergesellschaft Karlsruher Verkehrsverbund (KVV), kleinen und mittelständischen Unternehmen die Chance zu bieten, mit den Testfahrzeugen des Testfeldbetreibers ihre Lösungen und Produkte zu testen.

Hinsichtlich eventueller Risiken sagte Dr. Frey, dass die Testfahrzeuge ausschließlich mit speziell ausgebildeten Sicherheitsfahrern bewegt werden.

Marcel Queren meinte, die Benutzung des Testfeldes stelle gerade für die mittelständischen Unternehmen eine riesengroße Chance dar, an der Entwicklung von Komponenten für autonome Fahrzeuge teilzuhaben. Gleichfalls sei auch die Softwarebranche, die maßgeblich an der Komponentenentwicklung beteiligt sein wird, gefordert. Die Sicherheitsansprüche für die verwendete Software werden, nach Aussagen von Alexander Glöckner, stärker im Vordergrund stehen und der Begriff „secure by design“ und „quality by design“ einen höheren Stellenwert als jetzt bekommen.

Podiumsdiskussion

Diskutanten des Wirtschaftsforums (von links): Alexander Glöckner, Dr. Michael Frey, Moderator Uwe Bettendorf und Marcel Queren. Bildnachweis: IHK Nordschwarzwald

Was sind die Chancen und Risiken?

Laut Alexander Glöckner gibt es zwei durchaus denkbare Szenarien mit erheblichen Auswirkungen: Das Testfeld gibt nicht die Daten her, die für eine adäquate Analyse der Testfälle erforderlich sind, oder die Testdaten werden verfälscht.

Dass autonome Fahrzeuge fremdgesteuert werden könnten, d. h. unerlaubte Eingriffe in die KFZ-Steuerung durch externe Dritte erfolgen, sehen sowohl Dr. Frey als auch Alexander Glöckner als Gefahr. Das bedeutet, hier bieten sich Chancen auch für kleine Unternehmen Lösungen zu entwickeln, diesem Szenario zu begegnen.

Dr. Frey merkte an, dass bezüglich Unfällen mit autonomen Fahrzeugen die Versicherungswirtschaft und der Gesetzgeber gefordert seien, Klarheit durch neue Regelungen zu schaffen.

Die Software in den Fahrzeugen birgt ein weiteres großes Risiko. Da sie für Szenarien entwickelt wird, die zu einem späteren Zeitpunkt eventuell so nicht eintreten, kann das Fehlverhalten des Systems fatale Folgen bedeuten.

In 15 Jahren sitzen wir in einem fahrenden Computer, meinte Alexander Glöckner, dann wird sich unser Fahrverhalten deutlich ändern. Da Infotainment im Vordergrund stehen wird, kann die Reise zukünftig ähnlich wie das Online-Shopping bei Amazon ablaufen. Sprich, Sie fahren an IKEA vorbei und bekommen auf Ihrem Navigationsbildschirm Werbung für deren Produkte eingeblendet.

Was ist mit der Sicherheit? Und dem Datenschutz?

Da wir zukünftig in allen Produktbestandteilen Software haben werden, brauchen wir auch qualifizierte Ingenieure, um diese zu entwickeln. Die Prozesse in der Softwareentwicklung müssen höhere Qualitätsstandards erreichen. „Secure by design“ bzw. „quality bei desgin“ muss Standard werden. Wir brauchen mehr Ingenieure mit systemübergreifender Kompetenz und Fähigkeiten des risikobasierten und vorausschauenden Entwickelns und Handelns, so die Forderung von Alexander Glöckner.

Dr. Frey konnte versichern, dass derzeit nicht beabsichtigt ist personenbezogenen Daten beim Autonomen Fahren im Testfeld zu erheben. Das zukünftig die Chance besteht personenbezogenen Daten zu erheben, dürfte für einige Branchen von Interesse sein.

Empfang der Gäste

Empfang der Gäste im Foyer, Bildnachweis: IHK Nordschwarzwald